Um zielgerichtet Ideen und Visionen für die Entwicklung des Cottbuser Ostsees zu erarbeiten, wurde im Jahr 2000 ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb durchgeführt. Dessen Ergebnisse wurden als mittel- bis langfristig umzusetzende Bausteine in die Cottbuser Stadtentwicklung integriert.
Auslober des Wettbewerbs war die Stadt Cottbus, vertreten durch die Stadtverwaltung Cottbus, Baudezernat – Stadtentwicklung – , in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Teichland, Gosda, Grötsch, Haasow, Heinersbrück und Kathlow. Das Wettbewerbsmanagement wurde vom Büro Schönwälder / Zimmer, Architektur & Stadtplanung aus Berlin im Auftrag der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg übernommen.
Der Wettbewerb wurde europaweit als 2-phasiger städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb ausgelobt. Ziel war es, durch einen Ideenwettbewerb eine größtmögliche Vielfalt an Lösungsvorschlägen zu erhalten. In der 1. Phase gingen 49 Vorschläge ein, die durch ein 15-Köpfiges Preisgremium diskutiert und bewertet wurden. Daraufhin wurden 23 Büros zur Teilnahme an der 2. Phase aufgefordert. Nach einer zweimonatigen Bearbeitungszeit wurden 22 Entwürfe eingereicht. Die Ergebnisse wurden im Herbst 2001 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
In einer Schlussempfehlung wurde durch die Jury festgestellt, dass die Qualität der eingereichten Arbeiten überdurchschnittlich war und entschied deshalb die prämierten Lösungsansätze in einem dialogorientierten Verfahren weiter zu qualifizieren. Weiterhin hielt es die Jury für ratsam, bei der Komplexität der Aufgabe, die Kombinations- und Ergänzungsmöglichkeiten einzelner Konzepte zu überprüfen. Als Konsequenz aus diesen Empfehlungen entschied sich die Jury für eine 1. und eine 2. Preisgruppe sowie eine Ankaufgruppe.
Wettbewerbsbeiträge
Verfasser
Dipl.-Ing. Architektin Paola Cannavo, Rom
Dipl.-Ing. Architektin Mona I. Nicotera, Rom
Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt Stefan Tischer, Berlin
Mitarbeiter
Dipl.-Ing. Architektin
Francesca Venier, Mailand
Berater
Jörg Sieweke,
Urban Design, Berlin
Erläuterungstext
Angesichts der technologischen Entwicklung der letzten 30 Jahre und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen erscheint es verwegen, heute Lebens- und Arbeitswelten für das Jahr 2030 vorherzusagen.
Das Ziel der städtebaulichen Vorschau für das Jahr 2030 kann nicht darin bestehen ein “fertiges Bild” zu produzieren, vielmehr sollte es um die Schaffung einer robusten und flexiblen Ausgangssituation gehen.
Die Absicht liegt nicht in der Schaffung fixer Ordnungen, sondern in der Etablierung von Möglichkeitsfeldern, welche zukünftige Prozesse aufnehmen können, die sich heute nicht in eine genau definierte Form fassen lassen. Entscheidend ist es den Raum für bisher unvorhersehbare Entwicklungen freizuhalten und vorzubereiten.
Verfasser
Dipl.-Ing. Michael Rosenstock, Berlin
Mitarbeiter
Christian Bauer
Timo Herrmann
Georg Wasmer
Berater
Dipl.-Ing. Architekt Jens Betcke, Berlin
Erläuterungstext
Die Rekultivierungsfläche der Halde Bärenbrücker Höhe, mit ihrem 15 Jahre alten, großflächig angelegten Baumbestand bietet ein einzigartiges Experimentierfeld für nachhaltiges Forsten und die Entwicklung einer parkartigen Mischwaldlandschaft. Die wiedergewonnene Landschaft knüpft als Naherholungsraum für Cottbus den Ostsee an den Stadtkörper, der am Westufer mit einem Stadtstrand gefasst wird. Die Landschaft wird zum Impulsgeber für die sukzessive Transformation des industriell geprägten Ostteils und somit zu einem Bindeglied zwischen Stadt und See. Als zentrales Element des neuen Siedlungskörpers verbindet der Parkway die Innenstadt von Cottbus mit dem Ostsee. Der Beachpark wird aus der Perspektive des Autofahrers zum Aushängeschild für Cottbus. Der Typus einer teilweise vegetationsbedeckten, offenen Dünenlandschaft wird als Wechselspiel zwischen Eingreifen und Sich-Selbst-Überlassen schrittweise entwickelt. Ein Wegesystem aus zwei ineinander verschlungenen Wegen für unterschiedliche Erholungsgeschwindigkeiten und in unterschiedlicher Ufernähe erschließen den Beachpark.
Verfasser
Dipl.-Ing. Thomas Geissler, Blauwert Architektur, Stuttgart
Berater
Dipl.-Ing. Michael Kunert, CAD / EDV, Stuttgart
Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin Jutta Kehrer, Ketsch
Erläuterungstext
Die „Strandlandschaft“ gibt dem Ort in der Lausitz-Region ein unverwechselbares Image. „Cottbus- Strand“ wird das Synonym für ein klar umrissenes Gebiet, in dem Landschaft und Aktivität, Sport und Freizeit eine Symbiose eingehen. Die Landschaft um Cottbus erhält ein fortschrittliches und lebendiges, freizeitorientiertes Bild. Die Umstrukturierung zur freizeitorientierten Seenlandschaft wird sich auf die zukünftige städtebauliche Entwicklung von Cottbus niederschlagen. Cottbus-Strand ist ein Attraktor in der Landschaft, wirkt wie ein magnetischer Pol. Zwischen Dünenlandschaft und Stadt baut sich ein Spannungsfeld auf. In diesem Spannungsfeld entlang der neugeschaffenen und bestehenden linearen Verbindungen (Wege, Straßen, Bahnlinien, Stadtpark) zwischen Cottbus und Ostsee kondensieren neue Nutzungen. Durch Initialzündungen (neuer Stadtpark mit Universitäts-Campus, zentraler Dienstleistungs-/Wissenschaftsstandort, dezentrale kulturelle Einrichtungen, neue Bürostandorte, kleinere Einkaufsstandorte etc.) werden diese Entwicklungsachsen in den Mittelpunkt einer zukünftigen städtebaulichen Umstrukturierung gesetzt.
Verfasser
Jens Metz, Paris
Frederic Brouillet, Paris
Berater
Dr. Erwin Weber, BTU
Cottbus, SFB
Bergbaufolgelandschaften
Erläuterungstext
Die Stadt und der See sind über drei Promenaden verbunden, die jeweils eigene Themen entwickeln. Die Wasserpromenade im Norden verbindet die Spreemühle über die Neuen Teiche am Westufer mit der Peitzer Teichlandschaft. Verschiedene Arten fließender und stehender Gewässer werden passiert. Die Felderpromenade im Süden führt vom Branitzer Park bis nach Schlichow. Der Weg zeigt den Übergang einer fruchtbaren Parklandschaft über den Gemüse- und Ackerbau bis zur kargen sandigen Dünenlandschaft am Uferstrand des Sees. Die Ostseepromenade verbindet den Eliaspark und die städtische Spreelandschaft mit dem Cottbusser Hafen. Sie folgt dem Verlauf der Gleisanlagen. Diese Promenaden sind durch quer dazu verlaufende grüne Klammern verbunden, die den Zwischenraum strukturieren und gliedern. Die Ostseepromenade transponiert die für Cottbus prägende Struktur der Stadtpromenade, eines fließenden, von Gleisen besetzten Raumes, der von gestalteten Gärten und Gebäuden flankiert wird, in die Landschaft. Die Veränderung der vorhandenen Betriebe bietet das Potenzial einer kontrollierten Veränderung. Die Ränder dienen als dynamische Zone, in der Bauten und Vegetation sich zeitlich abwechseln. Brachflächen werden von Pioniervegetation besetzt, die Humus für höhere Arten produziert. Ein Wald entsteht auf ehemals industriellem Gelände. Je nach konjunktureller Entwicklung und Bedarf an Bauland ergeben sich wechselnde Szenarien, ein von grünen Klammern gegliederter bebauter Bereich oder vereinzelte Objekte in einer dominierenden Vegetation.
Verfasser
Dr.-Ing. Kristin Ammann-Dejozé, Stadtplanerin / Architektin, Münster
Mitarbeiter
Dipl.-Ing. A. Dejozé BDA
Dipl.-Geogr. J.-M. Müller SRL
I. Schirmer
Dipl.-Ing. C. Pohl
Berater
Dipl.-Ing. LA R. Thiel, BDLA
Landschaftsarchitekt, Münster
Erläuterungstext
Wir haben unsere städtebauliche Entwicklung für den Raum Cottbus-Ostsee unter das Motto „Neue Energie für Cottbus“ gestellt. Neue Energie resultiert aus klaren Zukunftsperspektiven, die sich, anknüpfend an entwicklungsfähige, starke, lokale Identitäten, herleiten aus der Schaffung neuer Arbeitsplätze, dem Einsatz neuer Technologien, der Verbesserung der Umweltverhältnisse und einem neuen Infrastrukturangebot zur Stärkung und Entwicklung sozial-kultureller Strukturen. Den Entwicklungsschwerpunkt bildet ein neuer, zwischen Merzdorf und Dissenchen entstehender Ortsteil, Cottbus-Ostsee, der mit einer Mischung von Wohnen und Arbeiten im Park und am Hafen mit Freizeit und Tourismusfunktionen die urbane Struktur von Cottbus nach Osten fortsetzt. Als stadtnaher Freizeit- und Tourismusschwerpunkt ist dem neuen Ortsteil eine Centerpark-Insel vorgelagert. Neue Energie erhalten die Ortsteile Schlichow, Dissenchen, Merzdorf und Willmersdorf durch die Verbesserung der Umweltverhältnisse, eine zeitgemäße Wohnumfeldgestaltung unter Berücksichtigung der Ortsbildcharakteristik, die Stärkung der Ortsmittelpunkte durch neues Wohnen und die Erneuerung und Ergänzung der wohnungsnahen Infrastruktur. Die nördlich des zukünftigen Sees angesiedelten Ortsteile der Gemeinde Teichland erhalten alle neue Energie durch neue Funktionen als Ferien- und Tourismusstandorte, die sich jedoch thematisch deutlich voneinander unterscheiden. Der Landschaftspark Ostsee ist ein neuer Typ des städtischen Erholungsraumes. Seine besondere Qualität liegt in den robusten, vielseitig für unterschiedliche Erholungs- und Freizeitformen nutzbaren Strukturen und der eindeutigen Zuordnung von intensiv gestalteten und naturnah ausgeprägten Parkräumen.
Verfasser
Dipl.-Ing Adolf Faust Landespflege, Berlin
Mitarbeiter
Dipl.-Ing. Ute Kletter Landespflege, Berlin
Dipl.-Ing. Florian Sattler Landespflege, Berlin
Cand.-Ing. Britta Horn Landschaftsplanung, Berlin
Berater
Dipl.-Ing. Arch. Alexandra Fessler, Berlin
Erläuterungstext
Leichte Landschaften, Topographische Behauptungen
Entwicklung einer Vision für den Cottbuser Osten nach der Flutung der Tagebauseen („Ostsee“)
Mit dem Ende des Tagebaus in Cottbus-Ost entsteht in den nächsten 30 Jahren hier eine Seenlandschaft kaum vorstellbaren Ausmaßes. Cottbus wird dadurch zur Stadt am Wasser, mit sympathischer Selbstironie wird das neue Gewässer Ostsee genannt.Gegenstand des Wettbewerbes sind Bilder und strategische Vorschläge zur Entwicklung einer neuen Erholungslandschaft. Die Ufer erhalten ein typologisches Branding: Strand und Pineta wecken Urlaubsgefühle im Dünenpark, andernorts entstehen Tabuzonen für die natürliche Entwicklung und Regeneration.Die Lakomas zeigen morphologisch ihre Entstehung in Tagebautechnik; Durch die zerklüfteten Uferlinien der Schüttkörper verdoppelt sich die Uferlänge des Sees.
Verfasser
Volker Götte, Freier Landschaftsarchitekt BDLA, Frankfurt
Remo Malnar, Architekt DWB, Hohenstein
Mitarbeiter
Stefan Kappes
Jürgen Kappes
Stephan Schneider
Karin Götte