Seit dem Jahr 2006 existiert für Cottbus und die weiteren Anrainergemeinden des Sees eine gemeinsam genutzte Plangrundlage für die Entwicklung des zukünftigen Cottbuser Ostsees – der Masterplan. Diese Grundlage, zuletzt 2013 fortgeschrieben, bildet die vorgesehenen Entwicklungen am und um den See jedoch nur in groben Grundzügen ab. Aus diesem Grund wurde beschlossen, auf Grundlage des Masterplans eine Potenzialanalyse hinsichtlich der zu erwartenden freizeitorientierten Naherholung sowie der touristischen und verkehrlichen Entwicklung zu erarbeiten.
Die Aufgabenstellung beinhaltete hierbei die Aussagen der 2. Fortschreibung des Masterplans kritisch zu prĂĽfen, weiterzuentwickeln und zu konkretisieren. Die Erkenntnisse der Potenzialanalyse mĂĽndeten anschlieĂźend in der 3. Fortschreibung des Masterplans.
Für die Erarbeitung der Potenzialanalyse wurde ein integrierter Ansatz gewählt. So wurde u.a. eine Projektgruppe gebildet, die das ausführende Büro in der Bearbeitung mit ihrem Wissen unterstützte. Weiterhin erfolgten diverse Arbeitsgespräche mit den kommunalen Verwaltungsebenen und weiteren Beteiligten und Betroffenen.
- Beginn der Bearbeitung: August 2015
- Beschluss der Potenzialanalyse: 28.09.2016
- DurchfĂĽhrung: BĂĽrogemeinschaft ProjectM und Topos Berlin
- Vertreter der Stadtverwaltung Cottbus, der anliegenden Ortsteile und Gemeinden
- Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg
- Stadtmarketing der Stadt Cottbus
- Industrie- und Handelskammer Cottbus
- Wirtschaftsförderung der Stadt Cottbus
Grundsätzliche Anliegen der Potenzialanalyse
Ziel der Potenzialanalyse ist die Erarbeitung eines von allen Anrainern getragenen standortübergreifenden Leitbilds. Darüber hinaus gilt es dem Spannungsfeld zwischen Vision und Machbarkeit zu begegnen. Zum einen ist für einen sehr langfristigen Planungshorizont der Raum für Visionen offen zu halten, zum anderen sollen möglichst konkrete Planungsvorgaben getroffen werden.
Die zentralen Punkte der Potenzialanalyse für die Entwicklung des zukünftigen Sees sind das Leitbild und die Schlüsselprojekte. Sie bilden das Grundgerüst für den Aufbau einer tragfähigen Infra- und Angebotsstruktur.
Leitziele – Präambel
“Der Cottbuser Ostsee bedeutet eine groĂźe Entwicklungschance fĂĽr die Stadt Cottbus und die Region. Um diese Chancen zu nutzen, bedarf es einer nachhaltigen Entwicklung, in deren Mittelpunkt die wirtschaftliche ErschlieĂźung des Sees im Sinne einer nachhaltigen Wertschöpfung fĂĽr Anrainer und regionales Umfeld steht. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, dass die wirtschaftliche Zielsetzung mit den Interessen der Anwohner im Einklang stehen muss und die natĂĽrlichen Ressourcen des Sees bewahrt werden mĂĽssen. Das Gemeinwohl steht ĂĽber Einzelinteressen. Der See muss durchgängig öffentlich zugänglich bleiben. Der Cottbuser Ostsee ist ein See fĂĽr alle, aber nicht jeder kann alles bekommen.” |
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Leitbild
Die folgenden Identitätsmerkmale bilden den Kern des angestrebten Images (Werte und Kompetenzen) des Sees in der Eigen- und Fremdwahrnehmung bei Einheimischen und Urlaubern/Tagestouristen.
Unser See – Zukunft gestalten
- Der Große: Der Ostsee ist der größte See Brandenburgs und der größte künstlich geschaffene See Deutschlands mit viel Raum und großen Attraktionspotenzialen für Naherholung und Tourismus.
- Der Sportliche: Ostsee ist ein aktiver und sportlicher See, ein Paradies fĂĽr aktive Erholung auf und am Wasser.
- Der Innovative: Der Ostsee ist ein besonderer See mit schwimmender Architektur, zukunftsweisenden Energiemodellen und einer besonderen Landschaftsarchitektur.
Die Entwicklungsleitlinien konkretisieren die Leitziele im Hinblick auf Selbstverständnis und Vorgehensweise
- Konsequente ErschlieĂźung der wirtschaftlichen Potenziale des Sees
- Erholung und Tourismus haben Vorrang vor anderen Nutzungsformen
- Touristische Zielstellung ĂĽberregionale Marktpositionierung/Nachfrageeffekte
- Kein „Kirchturmdenken“ , Entwicklung des Gesamtsee steht im Vordergrund
- Schaffung der Infrastrukturgrundlagen und Rahmenbedingungen fĂĽr die Mobilisierung privatwirtschaftlichen Engagements durch die Anrainer
- Kräfte bündeln und Mittel gezielt dort einsetzen, wo die höchsten Initialeffekte bewirkt werden, das sind die drei Schlüsselprojekte Rundweg und die beiden Häfen
- Standortplanung und -entwicklung an das Leitbild des Sees und die jeweiligen Standortqualitäten anpassen. Berücksichtigung eines hohen gestalterischen Anspruchs
- Klare Profilierung als sportlicher See mit einer quantitativ und qualitativ ĂĽberdurchschnittliche Sport-/ Infra-und Angebotsstruktur
- Schwimmende Architektur + „zukunftsweisende Energiekonzepte“ zur Profilierung und als „Innovationstreiber u. -schaufenster“ für zukunftsweisende Nachnutzung Tagebau in Lausitz
- BerĂĽcksichtigung der Tradition von FĂĽrst PĂĽckler und Park Branitz bei der landschaftlichen Gestaltung des Sees
Mit Blick auf die Hauptaktivität bzw. das Hauptmotiv sind vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus der Potenzialeinschätzung und dem Leitbild folgende Kernzielgruppen festzustellen (sowohl Einheimische als auch Urlauber):
- Wassersportler v.a. Segler und Surfer, aber auch motorisierte Sportbootfahrer (saisonal von April bis Oktober)
- Freizeitradler und Skater (ganzjährig)
- Spaziergänger (ganzjährig)
- Strand- Badegäste (saisonal Mai/Juni bis August/September)
- Sporttreibende (Hauptmotiv Sport- und nicht der Freizeitaspekt), v.a. Radsportler, Läufer, Nordic-Walking, Segler, Surfer
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SchlĂĽsselstrategien und Handlungsschritte
Zehn SchlĂĽsselstrategien konkretisieren das Leitbild und zeigen die Wege fĂĽr den weiteren Entwicklungsprozess auf
- Aufbau einer zentralen Organisations- und Bewirtschaftungsstruktur fĂĽr den See
- Enge Zusammenarbeit mit Vattenfall bzw. Rechtsnachfolger und LMBV in der weiteren Sanierung
- Gezielte Mobilisierung privatwirtschaftlicher und vereinsbezogener Aktivitäten
- Schaffung der planungs- und eigentumsrechtlichen Voraussetzungen zur ErschlieĂźung der definierten Entwicklungsstandorte
- Schaffung der verkehrlichen- und medientechnischen ErschlieĂźung fĂĽr die definierten kĂĽnftigen Nutzungen
- Optimales Zusammenspiel zwischen öffentlicher Erschließung und privatwirtschaftlichen Investitionen
- Konzentration der gewässerseitigen Erschließung und Wassersportangebote auf die beiden Häfen in Cottbus und Neuendorf unter Berücksichtigung sich ergänzender Angebotsprofile
- Schaffung von Anlegestellen für Fahrgastschiffe und Sportboot-Kurzzeitlieger in den Anrainerorten möglichst in der gemeinsamen Nutzung
- Ansiedlung einer FeriengroĂźanlage am See als Leuchtturm und Besuchermagnet fĂĽr den See
- Entwicklung einer kleinteiligen Ăśbernachtungsstruktur in den Ortsteilen
- Entwicklung einer auf den Naherholungspotenzialen basierenden und touristisch attraktiven Gastronomielandschaft
- Ausbau eines durchgängig nutzbaren See-Rundwegs für Radfahrer, Skater, Spaziergänger angepasst an die zu erwartende hohe Frequentierung zur Vermeidung von Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzergruppen
- Schaffung ausreichender öffentlicher Strandbereiche mit jeweils angepasster Infrastruktur
- Schaffung der infrastrukturellen und angebotsspezifischen Voraussetzungen fĂĽr eine intensive wassersportliche Nutzung v.a. durch Segler, Surfer und Fahrgastschifffahrt
- Entwicklung eines attraktiven landseitigen Sportangebots rund um den See für breite Bevölkerungsgruppen (Anwohner und Besucher)
- Profilierung des sportlichen Seecharakters durch Wettkampfsport auf und am Wasser
- Ständige, aktuelle Information der Bewohner zum Sanierungsstand und zu den Sanierungsfortschritten
- Immer wieder neue „Bespielung“ und Aktionen rund um den Ostsee in der Sanierungsphase, um einen permanenten Spannungsbogen mit Lust und Begeisterung für den See aufzubauen
- Gezielte Einbindung von (Sport)Vereinen und interessierten Bürgern in Aktivitäten und Initiativen zum See
- Einbindung der Bevölkerung zur Entwicklung eines Wahrzeichens für den Ostsee
- Gezielte Förderung der Ansiedlung von schwimmender Architektur am See (Wohnen, Gastronomie, Hotels, Freizeitanlagen)
- BerĂĽcksichtigung zukunftsweisender Konzepte im Hinblick auf Energieversorgung und autarker technischer Ver- und Entsorgungsmodelle bei den Standortentwicklungen
- Entwicklung einer barrierefreien Infrastruktur insbesondere bei den Strandbereichen, den Häfen und der Fahrgastschifffahrt
- Beachtung der Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen im Gastgewerbe und bei der verkehrlichen Erschließung
- Spezifisches Bewegungs- oder Sportangebot mit altersübergreifenden Bewegungsgeräten verteilt entlang des Sees oder konzentriert an interessanten Anlaufpunkten
- Bewahrung/Aufbereitung der Tagebaugeschichte
- Räumliche und inhaltliche Vernetzung mit Fürst Pückler/Branitzer Park
- Intelligente Verkehrsführung Pkw-Verkehr zum See unter Vermeidung von übermäßigen Belastungen für Anwohner und Erholungssuchende/Urlauber
- Schaffung ausreichender und gebührenpflichtiger Parkflächen rund um den See
- Integration des Sees in den städtischen und regionalen ÖPNV
- Errichtung eines einheitlichen seeumfassenden Beschilderungs- und Leitsystems
- Integration des Sees in das regionale und ĂĽberregionale Radwegenetz
- Festlegung einer seespezifischen Befahrensregelung unter BerĂĽcksichtigung der EU-Richtlinie fĂĽr Bootsmotoren
- Förderung alternativer Bootsantriebe, in der langfristigen Perspektive Befahrung des Sees ausschließlich für alternative Bootsantriebe
- Entwicklung eines Corporate Designs fĂĽr den See
- Zielgruppenspezifische Kommunikation im Rahmen eines eigenen, professionellen Internetauftritts und weiterer geeigneter Kommunikationsinstrumente
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Standortentwicklung
Eine besondere Herausforderung für den Entwicklungsprozess des zukünftigen Cottbuser Ostsees stellt die Übertragung der Analyseergebnisse und Leitbildvorstellungen in ein infrastrukturelles Grundgerüst und möglichst klar definierte Nutzungsperspektiven an konkreten Standorten.
Bei allen jetzt getroffenen Festlegungen ist es aufgrund des immer noch langen Planungshorizonts (bis mindesten 2030) wichtig, eine ausreichende Flexibilität und genügend Spielräume für neue (nicht absehbare) Entwicklungen zu schaffen.
Aus diesem Grund sind die in der Potenzialanalyse formulierten (und in den Masterplan übertragenen) Standortzuschnitte als Orientierungsgrößen zu verstehen, die in weiteren Planungsschritten zu konkretisieren sind.
Weitere Details zur Standortentwicklung können dem Masterplan entnommen werden.